Studium oder duales Studium? Pro und Contra

- Erfahrungen von Studenten für angehende Studenten -

Als abgehender Abiturient steht man vor der Frage, was man studieren soll und vor allem auch wie. Duale Studiengänge sind über die Jahre immer mehr in Mode gekommen und von der Wirtschaft geschätzt. Dagegen bieten jedoch auch die klassischen Studiengänge ihre Vorteile. Eine Entscheidung, ob Studium oder duales Studium kann nur individuell anhand der eigenen Wünsche und Vorstellungen getroffen werden. Die folgenden Pro- und Contra-Argumente für das Studium oder duales Studium sollen dir dabei helfen.

Studium oder duales Studium? Pro duales Studium:

Duales-Bachelor-Studium
  1. Praxiserfahrung: Du lernst direkt wie die Berufswelt funktioniert und hast damit vielen anderen etwas voraus.
  2. Verknüpfung von Wissen: Du verbindest Uni und Job. Du siehst, wo welche Theorien relevant werden (und welche auch einfach Zeitverschwendung sind).
  3. Macher statt Theoretiker: Du hast im Joballtag Deadlines und musst pragmatisch Resultate liefern. In der Regel bekommst du durch Kollegen und Mentoren beigebracht, welche Methoden in der Praxis wirklich helfen.
  4. Persönlichkeitsentwicklung: Du wirst aus deiner Komfortzone geworfen, musst aktiv Entscheidungen treffen und arbeitest für deine Zukunft. Dies bringt dir viele Erfahrungen, die Studenten, die nur „chillig in der Uni hängen“ nicht haben.
  5. Offenheit und Kommunikationsskills: Durch die Praxis kommst du viel mit anderen Menschen in Kontakt und bist gezwungen, mit ihnen in passender Weise zu kommunizieren. Learning by Doing verbesserst du dein Auftreten in einer Weise, die vielen normalen Studenten entgeht.
  6. Eindrücke, was du (nicht) willst: Durch die Arbeit in einem Unternehmen wirst du Illusionen beraubt, die du vielleicht früher über diesen Beruf hattest. Du lernst dadurch früh, ob es dir hier wirklich Spaß macht oder du doch eher etwas anderes machen willst. Du kannst dir sogar frühzeitig etwas Neues suchen (wenn der Vertrag es zulässt) oder bist in deinem Weg bestärkt. Studenten, die zunächst 5 Jahre für einen Beruf studieren und dann merken „Scheiße, das ist ja doch nicht so toll wie ich dachte“ haben diesen Luxus nicht.
  7. Mehr Support in der Uni: Da das Studium zumeist an einer privaten Uni oder Hochschule erfolgt sind die Gruppen kleiner und die Dozenten gehen mehr auf die Bedürfnisse der Studenten ein. Auch für die Noten ist das ein Pluspunkt. Ein weiterer Faktor ist selbstverständlich, dass die Unternehmen und du als dualer Student die Uni bezahlt, weshalb keine dieser privaten Einrichtung einen Beitragszahler aufgrund von schlechten Noten verlieren will. 😉
  8. Geld: In manchen Unternehmen mehr, in manchen weniger. Trotzdem auf jeden Fall eine Hilfe und ein Pluspunkt, da man statt als normaler Student kellnern zu müssen, nun in der richtigen Branche seine Brötchen verdient und Qualifikationen sammelt.
  9. Berufserfahrung und Prestige im Lebenslauf: Am besten sollen Studenten heute für Unternehmen einen Master haben, 5 Jahre Berufserfahrung mitbringen und nicht älter als 21 Jahre alt sein. Geht natürlich nicht, aber der nächstmögliche Weg ist ein dualer Student. Er sammelt während des Studiums mehrere Jahre an Berufserfahrung. Wenn man dann noch ein großes Unternehmen als Partner hatte, dessen Image Strahlkraft hat, ist das umso besser für die berufliche Perspektive.
  10. Übernahmechance: Anders als Studenten von der Uni ist man schon im Unternehmen. Das Unternehmen bildet dich aus und will dich daher auch halten. Man lernt viele Kollegen kennen und baut ein Netzwerk auf. Daher kann man sich oft den langen Bewerbungsprozess für einen Job sparen.
  11. Frühzeitig eigenes Einkommen: Man steigt in der Regel jünger in die Berufswelt ein nach dem Abschluss. Dadurch verdient man früher Geld als viele andere Studenten, was diese erst einmal aufholen müssen.

Studium oder duales Studium? Contra duales Studium:

  1. Wenig FlexibilitätDu kannst nicht heute reisen, morgen chillen und übermorgen wieder nicht in die Uni gehen. Du hast feste Verpflichtungen zum Arbeiten und zur Anwesenheit in der Uni.
  2. Eventuell lange Bindung an den Arbeitgeber: Bei einigen Arbeitgebern gibt es vertragliche Klauseln, die einen nach Beendigung des Studiums noch einige Jahre an das Unternehmen binden, ansonsten wird eine (Teil-) Rückzahlung der investierten Beträge fällig. Hier sollte man darauf achten, entweder diese Klausel zu verhindern oder sich enorm sicher sein bei seiner Wahl.
  3. Zeitweise eintönige Aufgaben: Wie auch Auszubildende in Unternehmen, bist du nicht gleich der König dort. „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ sagte schon mein Opa. Nach einiger Zeit wirst du auch eigene Projekte durchführen, allerdings wirst du stets auch unterstützende Aufgaben haben, die nicht wirklich Spaß machen. So ist das zwangsläufig im Berufsleben.
  4. Sprung ins kalte Wasser: Viele neue Herausforderungen warten, die einen in der Regel weiterbringen. Aber Vorsicht: Nicht jeder ist ihnen in jungen Jahren auch gewachsen und manche könnten sie psychisch überfordern.
  5. Keine unterschiedlichen Praktika: Du bindest dich an einen Arbeitgeber aus einer Branche. Du kannst nicht einfach mal hier und mal dort arbeiten. Allerdings bergen die unterschiedlichen Bereiche in großen Unternehmen auch sehr breite Spektren an Eindrücken.
  6. Manche Berufe nicht möglich: für manche Fachrichtungen gibt es keine dualen Studiengänge wie z.B. Lehramt, Medizin oder Jura. Ebenfalls setzen bestimmte Unternehmen wie die Unternehmensberatung McKinsey oder aus dem Investment Banking ein Universitätsstudium voraus.
  7. Keine Semesterferien: bzw. kaum. Statt Ferien hast du in der Regel Urlaub und das sind normalerweise zwischen 20 und 30 Tagen im Jahr je nach Arbeitgeber.

Studium oder duales Studium? Pro klassisches Studium:

Bachelor-Studium
  1. Großes Spektrum an Wahlmöglichkeiten: Im Gegensatz zu den dualen Studiengängen gibt es hier kaum Beschränkungen an der dt. Uni- und Hochschullandschaft und man sich flexibel seine Schwerpunkte zusammensuchen.
  2. Unabhängigkeit (vom Arbeitgeber): Man ist mehr oder weniger nur sich selbst verpflichtet. Kein Arbeitgeber kontrolliert dich oder fordert Leistung ein. Das vermindert den Druck. Ebenfalls hat man keine Verpflichtung zu arbeiten oder nach dem Studium noch weiter in dem Unternehmen zu bleiben. So umgeht man auch das Risiko sich in jungem Alter falsch zu entscheiden und diese Entscheidung zeitlich oder finanziell zu bereuen.
  3. Flexibilität in der Studienzeit: Man muss das Studium nicht in Regelstudienzeit beenden, die Studienzeit ist quasi unbegrenzt (auch wenn ein Langzeitstudent sich natürlich nicht gerade für die Wirtschaft besonders attraktiv macht).
  4. Tiefergehendes theoretisches Wissen: Duale Studenten arbeiten die Hälfte ihres Studiums, daher wird bei einigen Themen in der Theorie gekürzt. Im klassischen Studium sind die Skripte dagegen länger, was vor allem in technischen Berufen einen Vorteil bringt.
  5. Mehr Ausrichtung auf weitere Abschlüsse: Im dualen Studium ist alles auf den Einstieg in den Job ausgelegt, statt weitere Studienabschlüsse oder die Promotion für einen Doktortitel. Daher können dir an dieser Stelle manchmal die Credits fehlen, um dort nahtlos weiterzumachen. Beim klassischen Studium ist dies nicht der Fall.
  6. Zeit: Im klassischen Studium hat man selbstverständlich einiges zu leisten, besonders in den Klausurenphasen. Allerdings hat man durch Semesterferien und den Studienphasen ohne Klausuren in der Regel deutlich mehr Zeit als duale Studenten, die kontinuierlich durch die kurzen Praxis- und Theoriephasen eingebunden werden.
  7. Praktika/Vereine/etc: Durch die flexible Studiengestaltung hat man die Möglichkeit diversifizierter Erfahrungen. Kann Praktika in unterschiedlichen Unternehmen machen, sich studentischen Vereinen anschließen und somit Qualifikationen im Lebenslauf aufbauen. Allerdings erfordert dies selbstverständlich eine gewisse Eigeninitiative.
  8. Ggf. höheres Einstiegsgehalt: Je nach Branche kann sich ein ausgiebiges Studium mit hohem Abschluss im wahrsten Sinne des Wortes auszahlen. Dies gilt vor allem für die technischen Berufe wie Ingenieure und Maschinenbauer, allerdings weniger für klassische BWL-Studiengänge.
  9. Studentenleben: Im klassischen Studium hat man die Möglichkeit das volle Potenzial des Studentenseins auszuschöpfen. Um die großen Universitäten finden eine Menge Partys statt und neue Umfelder entstehen. Duale Studenten dagegen sind stärker durch ihre Arbeit eingebunden, an kleineren Hochschulen und daher weiter weg von der Party-Wunschvorstellung eines Studienstarters.

Studium oder duales Studium? Contra klassisches Studium:

  1. Kein Support in der Uni: In der Uni bist auf dich allein gestellt. Je größer die Gruppen an Studierenden, umso eher bist du nur eine Nummer. Oft wird sogar hart ausgesiebt, anstatt individuell gefördert.
  2. Fehlendes Profil in den Massen-Studiengängen: Heutzutage gibt es mehr Studenten als je zuvor. Besonders die Studiengänge wie BWL, Marketing, Medienkommunikation und Psychologie sind gnadenlos überlaufen. Wer hier keine zusätzlichen Qualifikationen hat, wird kaum einen guten Job, geschweige denn ein gutes Gehalt zum Einstieg finden.
  3. Teilweise harte Notenvergabe: Kaum ein Dozent kümmert sich darum, ob du bei einer schlechten Note exmatrikuliert wirst. Du bist eine Nummer im System und wenn du nicht leistest, fliegst du raus, ohne dass dir individuell geholfen wird. Besonders in technischen Studiengängen wird stark gesiebt und ein guter Studienabschluss ist mit enormem Lernaufwand verbunden.
  4. Oft keine integrierte Praxiserfahrung: Einige Studiengänge verlangen Praktika, andere nicht. Jedoch sind gerade diese enorm wichtig für deine Entwicklung und deinen Lebenslauf.
  5. Komfortzone: Ohne einen gewissen Drill aus dem Arbeitsleben bleibt so mancher Student in seiner elterlichen Komfortzone kleben. Je nach Charakter und Jugend zeigt er wenig Ehrgeiz oder Fleiß. Da ihn niemand wirklich kontrolliert und nur er für seine Studienleistung verantwortlich ist, wird sich das auch kaum verändern.
  6. Ablenkungen: Lieber Partys und Saufen anstatt Lernen und Weiterbilden? Ähnlich wie beim vorherigen Argument kann das passieren. Eine gewisse Disziplin ist notwendig, um die Spur zu halten und nicht studentischen Ablenkungen zu verfallen.
  7. Kein Geld: Ein Student ist offenkundig immer knapp bei Kasse. Er hat kein regelmäßiges Einkommen. Die wenigsten finden einen lukrativen Teilzeitjob wie bei einer studentischen Beratung oder einem Autobauer am Band. Oft ist Kellnern dann die Alternative oder man hängt Mama und Papa weiter auf der Geldbörse.

Zusammenfassung

Wie kann die Frage, ob Studium oder duales Studium nun also beantwortet werden? Dafür gibt es keine pauschale Antwort.

Eine Entscheidung für ein Studium oder duales Studium kann nur individuell bewertet werden.

Abschließend ist jedoch festzuhalten, dass sich das duale Studium vor allem für Menschen eignet, die sich ihres Weges schon recht sicher sind und schnell in die Berufskarriere starten wollen. Sie legen damit den optimalen Grundstein und profilieren sich stark in den überfluteten Studiengängen um BWL & Co.

Das klassische Studium bietet mehr Unabhängigkeit und Flexibilität, erschwert jedoch den Berufseinstieg in diesen Bereichen, wenn die Profilierung durch Zusatzqualifikationen fehlt. Dagegen bietet es jedoch eine starke Reputation in z.B. technischen Fachrichtungen und legt den Grundstein für einen hohen akademischen Rang.

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